Die Wolf Schneider-KI: Ein Selbstversuch

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Veröffentlicht:
5.3.2024
Aktualisiert:
5.3.2024

Ist mein Text gut? Wolf Schneider würde ein klares Urteil abgeben. Er war der Meister der deutschen Sprache, eine Koryphäe. Doch der ehemalige Verlagsleiter des Stern, Chefredakteur der Welt sowie Gründer und Leiter der Henri-Nannen-Journalistenschule ist seit November 2022 tot. Seine Schreibregeln sollen weiterleben, entschied die Reporterfabrik und entwickelte die Wolf-Schneider-KI (WSKI). Unsere Autorin Syra Thiel hat sie ausprobiert.

Es ist ein großes Versprechen, das Cordt Schnibben, Leiter Reporterfabrik, den potenziellen Usern der WSKI gibt. Auf der Website heißt es: Stell dir vor, es gebe ein Tool, das korrigiert, was du falsch geschrieben hast. … Was aber, wenn das Tool nicht nur deine Rechtschreibung verbessert, sondern auch deine Grammatik, deinen Stil, deine Dramaturgie? … Wenn sich dein Text hinterher liest, als habe ein Sprachprofi deinen Text redigiert? Was KI bei der stilistischen Überarbeitung kann, zeigt ChatGPT bereits sehr anschaulich. Wenn ich nach treffenderen Formulierungen suche, greife ich bereits auf die Unterstützung der KI zurück. Doch nicht immer überzeugen mich die Vorschläge. Kann die WSKI hier besser sein?

Gegenüberstellung was die Wolf Schneider-KI leistet – links der Ursprung, rechts der KI-Text

Trainiert für ein besseres Deutsch

Die WSKI basiert auf dem Sprachmodell ChatGPT. Allerdings wurde sie, wie Schnibben erklärt, mit Absätzen gefüttert, die Phrasen, Füllwörter, Schachtelsätze, Klischees, Nominalkonstruktionen, überflüssige Adjektive usw. enthalten. Bei jeder Texteingabe durch die User werden in WSKI die von der Reporterfabrik entwickelten Anleitungen aktiviert. Um zu testen, welche Hinweise mir WSKI gibt, habe ich eine Pressemitteilung bewerten lassen. Wie empfohlen, teilte ich dem Tool über die Wahlfunktion mit, was es tun soll (Text verbessern / Überschrift finden / Vorspann formulieren) und nach den Regeln welcher Gattung (Nachricht, Reportage, Pressemitteilung etc.) der Text redigiert werden soll. Anstatt einen entsprechenden Prompt zu erstellen, muss man bei der WSKI nur die passenden Punkte auswählen. Das spart Zeit und dürfte zu besseren Ergebnissen führen.

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Marketing-Phrasen ade

Das Feedback der WSKI ist ausführlich. Zunächst wird bewertet, ob ein roter Faden vorhanden und der Text gut strukturiert ist. Anschließend werden Verbesserungsvorschläge gemacht. Hilfreich ist auch die Auflistung von weiterführenden Denkanstößen. Bei meinem Versuch schreibt das KI-Tool beispielsweise: „Es könnte hilfreich sein, weitere konkrete Beispiele für Maßnahmen zur Erreichung der Klimaneutralität zu nennen, um die Leser besser zu informieren.“ Diese Tipps sind besonders für Anfänger sehr nützlich, um informative Texte zu erstellen. Wie bei ChatGPT gibt auch die WSKI einen überarbeiteten Text aus. Im Gegensatz zu ChatGPT ist dieser jedoch nicht mit Marketing-Phrasen gespickt. Und ja, auch stilistisch wird der Text besser. Aus meiner Formulierung „Tagungen werden beispielsweise nur noch an Orten stattfinden, die gut an den ÖPNV angeschlossen sind.“ macht die WSKI „Tagungen finden beispielsweise nur noch an Orten statt, die gut an den öffentlichen Nahverkehr angebunden sind.“ Das klingt einfach eleganter. Und wem das nicht genug ist, der bekommt über einen Mausklick auf eine Textstelle von der WSKI weitere Satz- und Wort-Alternativen.

Fazit:

WSKI ist ein hilfreiches Tool, das man kennen und nutzen sollte. Wer mit der WSKI arbeiten will, muss sich unter https://reporterfabrik.org/wski-editor/ anmelden. 10.000 Zeichen können nach der Registrierung kostenlos überarbeitet werden. Danach wird ein kleiner Beitrag fällig. Ich habe mir ein Zeichenpaket über 5 Euro gekauft und kann damit 200.000 Zeichen prüfen lassen.

Header Bildquelle: Sven Teschke, Büdingen Link zum Bild

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