„Hier sind wir digital am Puls der Zeit“

Veröffentlicht:
29.4.2019
Aktualisiert:
26.7.2021

Das Silicon Valley ist der Schmelztiegel der westlichen Digital-Branche. Eine Region, in der täglich Neues in Sachen Innovation passiert. Ein idealer Standort für eine Technologie-begeisterten Journalisten also. Marcus Schuler ist ARD-Korrespondent im Silicon Valley und berichtet auf vielen öffentlich-rechtlichen Radio-, TV- und Online-Sendern über die neuesten Entwicklungen von der amerikanischen Westküste. Storymaker-Geschäftsführer Björn Eichstädt sprach mit ihm via Skype über seine Arbeit.

Marcus Schuler, ARD-Korrespondent im Silicon Valley

Björn Eichstädt: Ich erwische Dich um 7.30 Uhr in Kalifornien und Du sitzt schon am Schreibtisch. Wie sieht Dein klassischer Tag als Silicon-Valley-Korrespondent der ARD normalerweise aus?

Marcus Schuler: Ich arbeite in San Jose, das ist „am unteren Ende“ des Silicon Valley. Wir sind zwei Korrespondenten hier an der US-Westküste. Meine Kollegin sitzt in Los Angeles, gut 600 Km südlich. Einer macht immer im wöchentlichen Wechsel die Früh- beziehungsweise die Spätschicht. Die Frühschicht fängt um 7 Uhr an. Die Spätschicht um 10 Uhr. Wenn ich Frühdienst habe, stehe ich oft um 5 Uhr auf. Dann kann man Themen sichten oder schon reagieren. 5 Uhr morgens bedeutet, dass es in Deutschland schon 14 Uhr ist.

Wir müssen die komplette Westküste abdecken – also von Alaska bis runter an die mexikanische Grenze. Themen sind Wirtschaft, Unterhaltung, Politik, Umwelt und natürlich, weil Silicon Valley, Technologie.

Ich habe ein großes Privileg: Ich habe mein Büro zuhause. Das spart der ARD Geld und macht bei neun Stunden Zeitunterschied zu Deutschland einfach mehr Sinn, weil man schneller reagieren kann. Man rollt quasi aus dem Bett ins Studio…

BE: Gerade bei Technologiethemen ist die Geschwindigkeit ja besonders wichtig.

MS: Ja, das stimmt. Technologie ist für mich sehr wichtig als Themenfeld. Ich mache schon seit fast 10 Jahren einen Podcast namens „GeekWeek“ mit meinem Kollegen Frederic Lardinois von TechCrunch zusammen und befasse mich sehr lange mit dem Thema. Aber es ist hier im Valley einfach auch naheliegend. Hier haben alle wichtigen Tech-Unternehmen ihren Sitz. Immer mehr Firmen aus aller Welt kommen her, und unterhalten hier Forschungslabore. Viele Unternehmen haben mit ihren Entwicklungen großen Einfluss auf unser Leben. Das macht gerade das Silicon Valley so spannend. Hier ist alles.

BE: Wirklich alles? Es gibt ja auch noch andere Headquarter-Standorte, auch in den USA.

MS: Meist laden auch Unternehmen wie Microsoft zu ihren Veranstaltungen nach San Francisco ein – das ist „am oberen Ende“ des Silicon Valley und gehört genau genommen, gar nicht mehr zum Valley.

BE: Was sind denn die Highlights in Deinem Jahreskalender, wo Du immer präsent bist?

MS: Das ist recht einfach. Das ist die F8 von Facebook, die Google I/O Konferenz, die TechCrunch Disrupt, eine der letzten unabhängigen Konferenzen, die GDC, die Cloud Next von Google , die Salesforce Dreamforce – und dann wäre da sicherlich noch Apple.

Apple ist aber das einzige Unternehmen, das die ARD nicht einlädt. Jedes Mal kriegt man von der Pressestelle in München eine nette Absage, dass es auch dieses Mal leider für uns kein Presseticket gibt. Apple mag halt den öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht. Schade – kann man aber nichts machen.

BE: Was sind denn die Themen, die Dich als Vertreter der Öffentlich-Rechtlichen interessieren. Das müssen ja vermutlich Dinge sein, die für ein breites Publikum verständlich und nicht zu technologisch sind, oder?

MS: Die ARD hat 70 Radio-Angebote, wir haben im Audio, also beim Hörfunk, einen Marktanteil in Deutschland von etwas mehr als 50 Prozent. Meine Texte bekommen aber auch alle unsere Online-Angebote.

Für mich ist es wichtig, so über Themen zu berichten, dass sie von einem breiten Publikum verstanden werden. Das ist oft ein Spagat und manchmal gelingt einem das nicht. Viele Themen macht man auch via Live-Talk mit dem jeweiligen Radiosender. Große Themen sind in Deutschland natürlich immer Datenschutz, Sicherheit und Co. Das ist in Amerika aber auch wichtiger geworden. Die Verbraucherrechte werden auch hier in Zukunft gestärkt werden, denn nur „schnell“ ist hier mittlerweile auch hier nicht mehr gefragt.

Wieso passieren Dinge? Und wieso agiert eine Firma, wie sie agiert? Gut ist es, wenn man Geschichten trimedial aufbereiten kann. Hier arbeite ich sehr gerne mit tagesschau.de zusammen. Sie erhalten dann meinen Audio-Text sowie ein Video, das vielleicht nur einen Aspekt zeigt oder ein Interview in längerer Fassung, aus dem ich fürs Radio beziehungsweise Audio zwei oder drei O-Töne entnommen habe.

Für mich sind auch kleine Unternehmen interessant: Start-Ups, die vielleicht auch aus Europa kommen und im Valley Fuß fassen wollen. Die Entfernungen sind hier für US-Verhältnisse glücklicherweise nicht so groß. Nur der zunehmende Verkehr ist morgens und abends ein Problem.

BE: Ich höre Dich regelmäßig als Experte auf B5 aktuell. Aber das ist mein persönliches Hörverhalten. Wo erscheinen Deine Beträge denn am häufigsten innerhalb des ARD-Universums?

MS: tagesschau.de, BR24 und dradio.de – da findet, hört oder sieht man mich am allerhäufigsten.

BE: Dann freue ich mich auf die nächsten Beiträge und danke für Deine Zeit!

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